Rückblick 2018

Im Bannwald und entlang der Neckar-Enz-Stellung

Neues Jahr, neue Abendspaziergänge! Die beliebte Veranstaltungsreihe ist gestartet und hat zur Auftaktveranstaltung Mitte März über vierzig Wald- und Naturinteressiere gelockt in den Bad Rappenauer Bannwald. Mit dem Jahresthema „WaldSichten…“ heißt es, besondere Blickwinkel einzunehmen und so bisher unbekannte Perspektiven und Neues zu entdecken. Im Bannwald war der Blick auf die außergewöhnlichen Baumindividuen mit besonderem Habitus, vielen Spechtlöchern und Moos gerichtet sowie auf die Geländeformationen in der steilen Klinge. Claus Schall verstand es mit seinen bildhaften Erklärungen die Waldbesucher auf die Strukturen und Zusammenhänge aufmerksam zu machen, die das geschützte, seit 1970 als Bannwald ausgewiese Waldgebiet auszeichnen. In der Dämmerung zurück am Ausgangspunkt wurden beim frühlingsfrischen Bärlauch-Waldvesper die letzten Fragen besprochen und zum nächsten Spaziergang in der Woche darauf eingeladen.

Unser Wald bewahrt…das wird beim Abendspaziergang in Gundelsheim mit Förster Wolfgang Friedrich und Heimatkundler Leo Achtziger deutlich. Teilweise kaum sichtbar, manche im Waldboden verborgen andernorts aufragend und mit Graffiti bunt coloriert finden sich im Wald am Obergriesheimer Berg noch zahlreiche Zeugen der Vergangenheit. Auf der Gemarkung Gundelsheim sind 70 Bunkeranlagen der 450 Bunker entlang der Neckar-Enz-Stellung von Eberbach bis nach Enzweihingen verortet, die zwar alle unbrauchbar gemacht wurden, aber noch als Zeitzeugen des letzten Weltkrieges fungieren. Ihre Aufgabe war es, den Angriff französischer Truppen über den Kraichgau aufhalten und ihnen den Weg ins deutsche Hinterland zu versperren. Herr Achtziger weiß durch seine jahrelangen Recherchen viel Spannendes über den Bau der einzelnen Bunker, die sogar über ein gemeinsames Telefonnetz verbunden waren sowie über ihre Verwendung als Verteidigungsstätte, Lager oder Zählpunkt zu berichten. Er machte auf die Hinweise zu den in der offenen Landschaft verborgenen Bunkern aufmerksam, die nur dem geschulten Auge auffallen. So wird Geschichte lebendig und verständlich. Der Wald bewahrt diese Geschichte und gibt sie nur dem preis, der sich näher damit beschäftigt. So führte der Spaziergang auch an die mittelalterliche Richtstätte, die von fünf Herrschaftssitzen bestens einsehbar war und Wolfgang Friedrich verdeutlichte die heutige Bedeutung dieses Waldstückes am Obergriesheimer Berg für die Trinkwassergewinnung, als Rückzugsmöglichkeit für das Wild aus der umliegenden Feldflur und als Bewahrer der Baumartenvielfalt. Ein spannender Abendspaziergang, der erst in der Dunkelheit endete…